Ausstellung in einem Gewölbekeller der Frankfurter Judengasse
In einem Gewölbekeller aus dem frühen 19. Jahrhundert ist eine Ausstellung zur Frankfurter jüdischen Geschichte dieser Zeit zu sehen. Sie lädt ein zur Auseinandersetzung mit dem Kampf von Jüdinnen und Juden um Gleichberechtigung sowie dem Ringen um Emanzipation bei gleichzeitiger Traditionspflege.
Die Geschichte des Hauses
Im Jahr 1809 erwarb Joseph Moses Rindskopf für insgesamt 2072 Gulden und 24 Kreuzer ein Grundstück am nördlichen Ende der Judengasse, das im Krieg gegen Frankreich zerstört worden war. Er baute ein repräsentatives Haus aus Stein auf dem Areal von fünf niedergebrannten Häusern. Eines der zerstörten Häuser hieß Goldener Apfel. Seine Steine wurden wahrscheinlich für den Bau des Gewölbekellers verwendet, in dem heute ein Schlussstein mit der Inschrift „IMR 1809“ an den Bauherrn erinnert.
J.M. Rindskopf starb nach der Fertigstellung seines Hauses, das später an den Buchhändler Isaac Kauffmann überging, der hier nicht nur seine hebräische Buchhandlung, sondern auch eine Buchdruckerei betrieb. Rindskopf und seine Söhne wie auch Kaufmann mussten darum kämpfen, in Frankfurt als gleichberechtigte Bürger anerkannt zu werden. Denn nach dem Sieg über die französischen Revolutionstruppen hatte die Stadt Frankfurt Jüdinnen und Juden die bereits zugestandenen Rechte wieder genommen. Erst 1865 trat die rechtliche Gleichstellung in Kraft.
Die Ausstellung
Das Jüdische Museum Frankfurt entwickelt derzeit eine Ausstellung, die die Geschichte des Orts selbst erfahrbar macht. Sie wird dazu einladen, sich mit zwei Schwerpunkten auseinanderzusetzen: der Aktualität des Kampfes von Jüdinnen und Juden um Gleichberechtigung sowie dem Ringen um Emanzipation bei gleichzeitiger Traditionspflege.
Das Archäologischen Museum Frankfurt untersucht gemeinsam mit einem Steinrestaurator die Besonderheiten, die das Gewölbe aufweist. Die Stellen, die besonders neugierig machen werden mit Frageschildchen hervorgehoben, deren Antworten im Laufe der Zeit Stück für Stück ergänzt werden. Gibt es einen Mauerabschnitt, der noch älter ist? Warum gibt es hier verschlossene Schächte?
Die Einordnung des Kellers in die Judengasse übernimmt u.a. ein Modell der Architektin Maitar Tewel. Es zeigt den einzigen Straßenabschnitt im heutigen Stadtraum, der immer noch dem ursprünglichen Verlauf der historischen Judengasse folgt. Es lädt dazu ein, die urbane Architektur der Gegenwart ins Verhältnis zu der gewaltsam verdrängten Vergangenheit zu setzen. Ein Fotofilm streift durch jüdische Einrichtungen und Haushalte und verbindet intime Räume mit Gedenkstätten, Museen sowie Orten in Frankfurt, an denen jegliche Erinnerung an jüdisches Leben ausgelöscht wurde. Mit einem zusätzlich eigens entwickelten immersiven VR-Panorama können Sie die Judengasse im Jahr 1861 visuell und akustisch erkunden.
Eine ergänzende Pop-up-Präsentation versammelt die innovativen Ergebnisse des vierjährigen, interdisziplinären METAhub-Projekts. Sie umfasst künstlerische Arbeiten, digitale Anwendungen und Open Educational Resources die Erzählungen dieses historischen Ortes bereichern und erweitern.
Informationen zum Projekt METAhub finden Sie hier.
Donnerstag 14 – 18 Uhr
Samstag und Sonntag 10 – 17 Uhr
Der Eintritt ist gratis, eine Anmeldung für den Besuch nicht erforderlich.
Der Goldene Apfel ist nicht barrierefrei und nur über eine Treppe zu erreichen; es gibt keinen Aufzug.
Goldener Apfel
An der Staufenmauer 11
60547 Frankfurt am Main
Nächste Straßenbahn-, Bus- und U-Bahnhaltestelle: Konstablerwache