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Die Macht des Silbers. Karolingische Schätze im Norden

25.02. – 24.07.2005

Für die politische, religiöse und künstlerische Entfaltung des Karolingischen Reiches war Silber essentiell. Kein anderer Stoff war für die materielle und repräsentative Grundlegung des neuen Imperiums im 9. Jahrhundert so wichtig. Von der Währung über die militärische Ausstattung, den Ornat und die Insignien des weltlichen und geistlichen Adels bis zum liturgischen Gerät für den Gottes-Dienst: Für all das bildete Silber den Grundstoff, und in all dem offenbart sich die damalige Macht des Silbers. Die zahlreichen Kriege, aber auch der Ausbau von Klöstern, Städten, Märkten, Häfen und Verkehrs-wegen erforderten gewaltige finanzielle Mittel. Mit den Awarenkriegen (791 – 811) brachte Karl der Große die damals größte Akkumulation von Edelmetall in seinen Besitz.

Eine andere Möglichkeit, Silber zu gewinnen, war die bergmännische Erschließung von Minen, wie etwa von Melle (METALLVM) im französischen Poitou.

Von außergewöhnlicher Kunstfertigkeit sind die meist vergoldeten Silberarbeiten des späten 8. und 9. Jahrhunderts, die in den Kloster- und Hofwerk-stätten gefertigt wurden. Die Frankfurter Ausstellung zeigt eine Auswahl herausragender karolingischer Silberwerke: Herrschaftsinsignien, Reit- und Waffenzubehör des Adels, liturgische Gefäße und Reliquiare sowie Münzschätze. Hinzu kommen kostbarer Goldschmuck und Goldprägungen aus den Hofwerkstätten der karolingischen Könige und Kaiser, wie z.B. der goldene Sporenbesatz aus dem Grab Ludwigs des Deutschen oder der neu entdeckte goldene Bildnisdenar Karls des Großen oder Ludwigs des Frommen aus der Kaiserpfalz Ingelheim.

Viele karolingische Pretiosen gelangten als Beute und Tribut der Normannen in den Norden: Hier findet man im Boden verborgene Schätze mit Münzen und Schmuck. Erstmals wird der neue sensationelle Schatzfund aus Duesminde von der dänischen Insel Lolland mit zahlreichen fränkischen Schmuckstücken gezeigt.

Münz- und Schmucksilber findet man aber auch in nordfranzösischen und niederländischen Schatzfunden, die entweder als normannische Beutedepots oder als Versteckfunde der einheimischen Bevölkerung anzusehen sind. Anderes hingegen gelangte als diplomatisch-politische Gaben oder als Taufgeschenke in die Hände skandinavischer und slawischer Kleinkönige und „warlords“, wie etwa die Schwert- und Sporen-garnituren im königlichen Bootkammergrab von Haithabu bei Schleswig oder im böhmischen Fürstengrab von Kolín.

Im wikingerzeitlichen Norden wiederum entfaltete das fränkische Silber eine ähnliche Machtfunktion wie auf dem Kontinent: Silber wurde Zahlungsmittel eines florierenden Handels, Grundstoff der Kapitalbildung und Werkstoff für den Schmuck des Adels. Besonders spannend ist die imitatio imperii, die Nachahmung des kontinentalen Reiches, im heidnischen Umfeld zu beobachten: Karolingische Hostienbehälter (Pyxiden) wurden im Norden als kultische Trinkgefäße verwendet.

 

 

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